Länderberichte
Völkerrechtlicher Schutz für Opfer von Verschwindenlassen durch organisierte kriminelle Gruppen
Das (gewaltsame) Verschwindenlassen ist in vielen Ländern ein andauerndes Problem, nicht nur weil die Angehörigen oft über Jahrzehnte nach ihren Verwandten suchen, sondern auch weil Menschen diesem Verbrechen noch immer zum Opfer fallen. Heutzutage ist das Verschwindenlassen von Personen allerdings nicht nur eine Strategie von Staaten zur Unterdrückung politischer Gegner, denn Menschen können unter verschiedenen Umständen Opfer von Verschwindenlassen werden und dies oft durch Mitwirkung von sogenannten „nichtstaatlichen Akteuren“ (Privatpersonen, Gruppen, oder Organisationen, die unabhängig von Staaten handeln).
Bucherscheinung: „Disappearances in Mexico: From the ‘Dirty War’ to the ‘War on Drugs’”
Offiziellen Angaben zufolge gelten derzeit über 88.000 Menschen in Mexiko als (gewaltsam) verschwunden. Seit Beginn des „Drogenkriegs“ in dem Land Ende 2006 sind zehntausende dem (gewaltsamen) Verschwindenlassen zum Opfer gefallen und die „Krise des Verschwindenlassens“, wie die Situation oft beschrieben wird, dauert an.
Neue Studie zur Arbeit der Suchkommissionen in Mexiko, Kolumbien, Peru und El Salvador
Die Einrichtung von Kommissionen zur Suche nach verschwundenen Personen in Lateinamerika gilt weltweit als exemplarisch. Die von der GIZ in Auftrag gegebene Studie Comisiones de búsqueda en América Latina. Una apuesta extraordinaria por la integralidad en la investigación de las desapariciones untersucht die Arbeit der lateinamerikanischen Kommissionen zur Suche nach Verschwundenen in Mexiko, Kolumbien, Peru und El Salvador und die Herausforderungen, mit denen sich diese außerordentlichen Organe konfrontiert sehen, aus einer vergleichenden Perspektive.
Internationaler Rahmen | UN-Ausschuss gegen das Verschwindenlassen beendet Besuch in Mexiko: „Straflosigkeit und Reviktimisierung halten an“
Am 26. November beendete der UN-Ausschuss gegen das Verschwindenlassen (CED) seinen 11-tägigen Besuch in Mexiko. Der Ausschuss sprach mit Betroffenen, Vertreter*innen staatlicher Institutionen und Expert*innen. Im Land gelten aktuellen Zahlen zufolge offiziell mehr als 95.000 Menschen als verschwunden.
Mexiko | Generalstaatsanwaltschaft überwachte illegal Expertinnen im Einsatz gegen Verschwindenlassen
Aufgrund ihres Einsatzes zur Aufklärung des Massakers von San Fernando (2011) wurden die Investigativjournalistin Marcela Turati (Quinto Elemento Lab), die Anwältin Ana Lorena Delgadillo (Fundación para la Justicia y el Estado Democrático de Derecho, FJEDD) und die...
Nicaragua | Fälle von Verschwindenlassen in Haft
Im Kontext einer schweren Menschenrechtskrise wurden in Nicaragua seit Mai 2021 mindestens 39 Menschen festgenommen, willkürlich und ohne Kommunikation zur Außenwelt inhaftiert.
Maskachkanin – Estoy buscando
Fotoreportage: “Maskachkanin” („Ich bin auf der Suche“) sagten Angehörige von Verschwundenen auf Quechua, wenn sie sich auf Schutthalden oder an anderen Orten trafen, an denen sie die Leichen ihrer Lieben vermuteten. Während des internen bewaffneten Konflikts in Peru (1980-2000) wurden über 20.000 Menschen Opfer von gewaltsamem Verschwindenlassen. Diese Fotoreportage zeigt und erklärt die verschiedenen Phasen der Suche, Exhumierung, Identifizierung, Rückgabe der sterblichen Überreste an die Angehörigen und Beerdigung von Verschwundenen. Die meisten der gezeigten Fotos stammen aus dem am stärksten von der Gewalt betroffenen Distrikt Chungui im Department Ayacucho.
Mexiko: Mangelhafte Untersuchungen von Morden und Verschwindenlassen an Frauen im Bundesstaat Mexiko
2020 wurden in Mexiko 3.723 Frauen und Mädchen ermordet – zehn Menschen jeden Tag. 940 Fälle untersuchen die Behörden als Feminizide. Im gleichen Zeitraum verschwanden landesweit 2.059 Frauen und Mädchen. 31 wurden tot aufgefunden, 109 gelten weiterhin als vermisst. In einem neuen Bericht („Justice on trial: Failures in criminal investigations of feminicides preceded by disappearance in the State of Mexico“) zeigt Amnesty International auf, dass Feminizide in Mexiko immer wieder auch mit Verschwindenlassen einhergehen, und dokumentiert anhand von vier Fällen aus dem Bundesstaat México, warum diese Straftaten so gut wie nie gründlich aufgearbeitet werden.
¿NUNCA MÁS? GEWALTSAMES VERSCHWINDENLASSEN IN KOLUMBIEN
VIDEO: Am 23. August 2021 fand die Online-Veranstaltung organisiert von der Heinrich-Böll-Stiftung, Brot für die Welt und dem Instituto CAPAZ der Justus-Liebig Universität Gießen statt. Die Veranstaltung war Teil der Aktionskampagne „Verhaftet und Verschwunden“ der Koalition gegen das Gewaltsame Verschwindenlassen.
Ein bahnbrechendes Urteil des Obersten Gerichtshofs von Mexiko
Am 16. Juni 2021 sprach der Oberste Gerichtshof von Mexiko ein Urteil, das von zivilgesellschaftlichen Gruppen, sowie von internationalen wie auch mexikanischen Institutionen als historischer Meilenstein bezeichnet wurde (siehe hier, hier und hier). Das Urteil besagt, dass staatliche Instanzen verpflichtet sind, die Dringlichkeitsaktionen (UA) des UN-Ausschusses über das Verschwindenlassen (CED) umzusetzen.