Anlässlich des Internationalen Tags der Opfer des Verschwindenlassens veröffentlicht die Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko ein aktualisiertes Factsheet zum Thema Gewaltsames Verschwindenlassen in Mexiko.

Neben der denkwürdigen Marke von nunmehr offiziell 100.000 Verschwundenen in Mexiko existiert eine hohe Dunkelziffer von statistisch nicht erfassten Fällen von Verschwundenen. Die forensische Krise umfasst mehr als 52.000 nicht identifizierte Leichen in Massengräbern, gerichtsmedizinischen und universitären Einrichtungen oder (provisorischen) Lagern.

Überwiegend Männer im Alter zwischen 15 und 40 Jahren fallen dem Verbrechen zum Opfer, aber zunehmend auch Frauen und Kinder ab 12 Jahren. In vielen Fällen sind Verschleierung von sexueller Gewalt, Feminiziden, sexueller Ausbeutung und Menschenhandel Ursachen für das Verschwindenlassen, aber auch Migrant*innen auf dem Weg von Zentralamerika oder aus den südmexikanischen Bundesstaaten in die USA, Menschenrechtsverteidiger*innen, Journalist*innen und Mitglieder indigener Gemeinden sowie Personen der LGBTIQ+ Community sind besonders stark betroffen und gefährdet.

Neuigkeiten im Fall Ayotzinapa

Am vergangenen Freitag, den 19.08., hat die mexikanische Bundesregierung die 43 verschleppten Studenten des Lehrerseminars Raúl Isidro Burgo in Ayotzinapa, Guerrero offiziell für tot erklärt.
Das Militär trägt die Mitverantwortung – zu diesem Schluss kommt der Bericht einer Wahrheitskommission: „Ihre Taten, ihre Unterlassungen, ihre Beteiligung ermöglichten das Verschwindenlassen und die Hinrichtung der Studenten sowie den Mord an sechs weiteren Personen“, so Alejandro Encinas, Leiter des Gremiums. „Alle Zeugenberichte und Beweise weisen darauf hin, dass sie heimtückisch verschwunden gelassen und umgebracht wurden“, erklärte der Staatssekretär für Menschenrechte. Das habe er den Angehörigen in einem „schwierigen, schmerzhaften Treffen“ mitgeteilt.

Der Architekt der sogenannten „historischen Wahrheit“, Ex-Generalstaatsanwalt Murillo Karam, ist wegen seiner mutmaßlichen Verwicklung in den Fall hinter Gittern.
„Dem früheren Generalstaatsanwalt werden Folter, Amtsvergehen und erzwungenes Verschwinden vorgeworfen, wie das Büro des amtierenden Generalstaatsanwalts Gertz Manero mitteilte. Des Weiteren seien Haftbefehle gegen 20 Offiziere der Armee, fünf lokale Amtsträger, 33 lokale Polizisten, elf Polizisten des Bundesstaats Guerrero sowie 14 Mitglieder der Drogenbande Guerreros Unidos ausgestellt worden, die in den Fall involviert gewesen sein sollen. Es ist die erste Festnahme eines früheren Generalstaatsanwalts in Mexikos jüngerer Geschichte und eine der größten Massenverhaftungen von Soldaten der mexikanischen Armee durch zivile Strafverfolger“.

 

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