Kolumbien | Ambivalente Übergangsjustiz und das Vermächtnis von Yanette Bautista

Die kolumbianische Sonderjustiz für den Frieden (JEP) hat Ende Mai 2025 entschieden, die Strafverfolgung gegen 34 Militärs einzustellen, die für außergerichtliche Hinrichtungen und gewaltsames Verschwindenlassen verantwortlich gemacht werden. Damit werden nicht nur Ermittlungen beendet, sondern auch Gerichtsakten gelöscht. Besonders umstritten ist die Entscheidung, da sie auch sechs Militärs betrifft, die am Fall von Fair Leonardo Porras Bernal beteiligt waren – einem von über 6.400 dokumentierten „falsos positivos“, bei denen Zivilist*innen ermordet und als gefallene Guerilla-Mitglieder ausgegeben wurden. Opferverbände, Anwaltskollektive und Menschenrechtsorganisationen kritisieren dies als eine „de facto Amnestie“ für schwere Menschenrechtsverbrechen.

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Der Mut der Yaneth Bautista

Ich stieg Mitte der 90er Jahre als Neuling in Kolumbien aus dem Flugzeug, um an der Gründung des Projekts der Peace Brigades International (pbi) in Kolumbien mitzuwirken. Wir kamen mit der Erfahrung aus El Salvador und Guatemala, wo wir Menschenrechtsverteidiger*innen, Gewerkschafter*innen, Gemeindevorsteher*innen und indigene Gemeinden begleitet hatten, die sich mit einer Gewalt aus Krieg und politischer Unterdrückung konfrontiert sahen, die Leben zerstörte, Existenzen bedrohte und Menschen verschwinden ließ.

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Kolumbien: Fortschritte bei der Suche nach Verschwundenen – ein Reisebericht

Vor zwölf Jahren, im Sommer 2013, führten mich Angehörige von Verschwundenen und lokaler Menschenrechtsorganisationen in der von der Gewalt besonders heimgesuchten Comuna 13 von Medellín auf einen Hügel oberhalb des Viertels. Von oben bot sich eine eindrucksvolle Rundsicht auf die Stadt Medellín, eingebettet in das Tal von Aburrá. Doch nicht dieses Panorama war der Grund des Besuchs, sondern der Blick direkt hinunter auf einen riesigen Müllberg – auf spanisch „La Escombrera“.

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Mit Tätern sprechen

Radiobeitrag – Im Jahr 2016 unterzeichneten die FARC-Guerilla und der kolumbianische Staat ein Friedensabkommen. Dieses sollte den längsten bewaffneten Konflikt des südamerikanischen Kontinents und einen der längsten weltweit beenden. Eine Übergangsjustiz soll den bewaffneten Konflikt juristisch bewerten, sowie Maßnahmen zur historischen Erinnerung, Wiedergutmachung, Versöhnung und Nicht-Wiederholung ausarbeiten.

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Kolumbien | Neues Gesetz zum Schutz von Frauen, die nach Verschwundenen suchen, verabschiedet

Am 18. Juni 2024 hat der kolumbianische Kongress das  wegweisende “Ley de Mujeres Buscadoras” verabschiedet, das  den besonderen Schutz und die Anerkennung von Frauen sicherstellt, die nach Opfern von gewaltsamen Verschwindenlassen suchen. In einem Land, das nach offiziellen Angaben der Einheit zur Suche von verschwunden gemeldeten Personen (UBPD)mehr als 120.000 Vermisste zählt, stellt dieses Gesetz einen entscheidenden Schritt zur Unterstützung der Frauen dar, die in den letzten Jahrzehnten unermüdlich nach ihren vermissten Angehörigen gesucht haben.

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Kolumbien | Unternehmensverantwortung und Verschwindenlassen im kolumbianischen Konflikt: Die Fälle von Drummond Ltda. und Chiquita Brands

Die Verantwortung multinationaler Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen im kolumbianischen Konflikt bleibt ein zentrales Thema. Der jüngste Artikel von CeroSetenta hebt die Herausforderungen der Übergangsjustiz in Kolumbien hervor und zeigt, wie Unternehmen wie Drummond Ltda. und Chiquita Brands möglicherweise in Verbrechen wie gewaltsames Verschwindenlassen verwickelt sind. Die Unternehmen werden beschuldigt, Verbindungen zu paramilitärischen Gruppen zu unterhalten, um ihre wirtschaftlichen Interessen in vom Konflikt betroffenen Regionen zu sichern, was zu schweren Verbrechen, einschließlich Verschwindenlassen, führte.

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