Anlässlich des internationalen Tags der Opfer des Verschwindenlassens thematisierte das Webinar die Aufklärung der Schicksale verschleppter Personen im Nordirlandkonflikt (1968 – 1998) – Verbrechen, für welche hauptsächlich republikanische paramilitärische Gruppen verantwortlich zeichnen – aus einer Transitional Justice-Perspektive. Die Veranstaltung fand als Teil des Projekts Following the footsteps of the disappeared (eine Kooperation zwischen dem Projekt Conflict Textiles, dem Ulster Museum und der Universität Ulster) statt.
In ihrem Vortrag ging Dr. Lauren Dempster (Schoof of Law at Queen’s University Belfast), Autorin des gleichnamigen Buches, insbesondere auf die Mobilisierung von unten durch Angehörige ein. Das Good Friday Agreement, welches den Konflikt offiziell beendete, sah die Schaffung einer Wahrheits- und Versöhnungskommission zur umfassenden Aufarbeitung der Gewalt nicht vor. Jedoch kann die spätere Einrichtung einer unabhängigen Kommission zur Suche nach den sterblichen Überresten von Opfern (Independent Commission for the Location of Victims‘ Remains – ICLVR) als Ergebnis der Mobilisierung von unten angesehen werden. In 13 von insgesamt 16 Fällen konnten durch die Arbeit der Kommission die sterblichen Überreste von Vermissten geborgen und den Angehörigen übergeben werden. In der anschließenden Diskussion erinnerte Dr. Rainer Huhle, ehemaliges Mitglied im UN-Ausschuss gegen das Verschwindenlassen, jedoch auch daran, dass bis heute weder die Republik Irland noch das Vereinigte Königreich die Konvention zum Schutz aller Personen vor dem gewaltsamen Verschwindenlassen ratifiziert haben.
Hier geht es zur Aufzeichnung der Veranstaltung.