Am 1. September stellte Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador seinen letzten Regierungsbericht vor. Etwas abseits des politischen Spektakels protestierten die Madres Buscadoras, die suchenden Mütter, lautstark für Gerechtigkeit für die über 116.000 registrierten Verschwundenen, viele davon minderjährig. Viele Angehörige campieren bereits seit mehreren Wochen auf dem Zócalo von Mexiko-Stadt, um auf die humanitäre Krise aufmerksam zu machen. Sie verlangen außerdem Schutz ihrer eigenen Sicherheit angesichts der Bedrohungen durch das organisierte Verbrechen. Laut Berichten wurden bereits 16 Angehörige Verschwundener ermordet. Trotz breiter Unterstützung der Bevölkerung bei dem Protest blieben die politischen Reaktionen aus.
Zum Jahrestag am 26. September, mittlerweile 10 Jahre nach dem Verschwinden der Studenten von Ayotzinapa zeigten sich deren Familienangehörige erneut vom mexikanischen Staat enttäuscht: Der ehemalige General José Rodríguez Pérez, der u.a. wegen enger Verbindungen zur organisierten Kriminalität angeklagt ist, wurde nach Zahlung einer Kaution von 50.000 Pesos (etwa 2.500 Euro) aus dem Militärgefängnis entlassen, da die Fluchtgefahr gering sei. Die Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko hat eine Pressemitteilung dazu herausgegeben.
Zur allgemeinen Situation der Verschwundenen, besonders ihrer Familien und Erwartungen an die neue Regierung führte Anne-Kathrin Mellmann für Brot für die Welt ein Interview mit der Menschenrechtsverteidigerin Anna Karolina Chimiak vom Menschenrechtszentrum CEPAD in Guadalajara.