Am 29. April 2024 gründete die kolumbianische Regierung das Nationale Suchsystem (Sistema Nacional de Búsqueda, SNB) mit dem Ziel, die Suche nach den über 110,000 Verschwundenen im Land voranzubringen. Die Gründung des SNB war eine explizite Forderungen von Angehörigen und Menschenrechtsorganisationen in Kolumbien. Das System wird von der Sucheinheit für Verschwundene (Unidad de Búsqueda de Personas dadas por Desaparecidas, UBPD) geleitet und von einem Fachbeirat begleitet. Die neun Mitglieder des Beirats sind Yanette Bautista, Carlos Martín Beristain, Ángela María Buitrago, Pablo Cala, Aura Esther Camargo, padre Javier Giraldo Moreno, Daniela Andrea Mostacilla, Marcela Sánchez Buitrago und Liliana Marcela Uribe.
Anfang Mai 2024 gelang es der Sondergerichtsbarkeit für den Frieden (JEP) und der Sucheinheit für Verschwundene, die Leichname von zwei Personen zu finden, die seit 30 Jahren verschwunden sind. Die Ausgrabungen in der Gemeinde Apartadó, Provinz Antioquia, richteten sich nach Aussagen von Angehörigen und ehemaligen Mitgliedern der Guerilla-Gruppe FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia). Die Identität der Opfer muss noch mit Hilfe von DNA-Analyse festgestellt werden.
Am 18. April 2024 verurteilte der kolumbianische Staatsrat den kolumbianischen Staat wegen des Verschwindenlassens, der Folter und des Mordes an Jhon Jairo Bermúdez Marín, einem Mitglied der Partei Unión Patriótica. Bermúdez Marín war am 2. Oktober 2002 in der Gemeinde Curillo (Provinz Caquetá) von einer Gruppe Paramilitärs verschleppt worden und blieb seitdem verschwunden. Der Staat muss den Angehörigen eine Entschädigung zahlen und die Auflagen eines Urteils des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte (IAGhMR) für Wiedergutmachung und Entschädigung umsetzen. In dem Fall Integrantes y Militantes de la Unión Patriótica v. Colombia hatte der IAGhMR 2022 den kolumbianischen Staat wegen der systematischen Verfolgung der Mitglieder und Anhänger der Unión Patriótica verurteilt.
Am 19. Juni 2024 wurden der ehemalige General Iván Ramírez Quintero und der ehemalige Oberst Fernando Blanco Gómez wegen des Verschwindenlassens von Irma Franco im Jahr 1985 zu 30 Jahren und zehn Monaten Haftstrafe verurteilt. Irma Franco war Mitglied der Guerilla-Gruppe M-19 (Movimiento 19 de abril) und bei der Besetzung des Justizpalasts, die vom Militär blutig beendet wurde, festgenommen worden. Laut Urteil wurde sie, zusammen mit anderen Überlebenden, auf Befehl von Ramírez und mit Hilfe von Blanco Gómez in das nahegelegene Museum Casa del Florero gebracht. Seitdem ist sie verschwunden.