In Ägypten ist das Verschwindenlassen von Andersdenkenden keine Seltenheit. Im März 2024 wurde der ägyptische Journalist Yasser Abu Al-Ela von Sicherheitskräften festgenommen und ist seitdem verschwunden. Im April wurde er angeblich ohne rechtlichen Beistand dem Staatsanwalt vorgeführt. Seine Frau, Naglaa Fathi, die Yasser Abu Al-Elas Verschwinden öffentlich angeprangert und angezeigt hatte, wurde Ende April ebenfalls festgenommen.
Der Aktivist Mahmoud Hussein, der seit dem 30. August 2023 inhaftiert war, weil er ein T-Shirt mit einem Anti-Folter Slogan getragen hatte, verschwand kurz vor seiner Entlassung am 26. Mai 2024 für einige Tage in Haft. Bereits Ende April 2024 hatte ein Gericht seine Freilassung auf Bewährung angeordnet, doch die Sicherheitskräfte verzögerten seine Freilassung und verlegten ihn zwischen Polizeiwachen, so dass seine Anwälte und Familie einige Tage lang nicht wussten, wo er sich aufhielt. Am 26. Juni wurde Mahmoud Hussein zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt und wieder festgenommen.
Seit dem 1. Juni ist außerdem die 16-jährige Nadia Salem verschwunden. Ihr Vater, Ali Shaaban Farhan Salem, wurde am 27. Mai am helllichten Tage von Polizisten erschossen. Nadia Salem hatte daraufhin ein Video in sozialen Netzwerken geposted in dem sie erzählte, was ihrem Vater passiert war. Die Menschenrechtsgruppe Egyptian Network for Human Rights (ENHR) gab an, Nadia Salem sei mit ihrem Onkel von der Polizei verhört worden und kurz darauf verschwunden.