Die mexikanische Journalistin Marcela Turati wurde im März 2024 für ihre Reportage „Los vuelos de Alicia“ (Die Flüge von Alicia) in Italien mit dem „Inge Feltrinelli“ Preis geehrt.
In der Reportage, die 2023 auf der Webseite A dónde van los desaparecidos veröffentlicht wurde, dokumentiert Turati die Suche der Historikerin Alicia de los Ríos Merino nach ihrer gleichnamigen Mutter. Alicia de los Ríos Merino, alias Susana, war Mitglied der Guerrilla-Gruppe Kommunistische Liga des 23. Septembers (Liga Comunista 23 de Septiembre) und war im Januar 1978 verschleppt worden. Ihre Tochter vermutet, dass sie bei einem der so genannten „Todesflüge“ des mexikanischen Militärs im Juni 1978 ins Meer geworfen wurde.
Ende März veröffentlichten die Gruppe SITU/Research und die mexikanische Menschenrechtsorganisation Centro de Derechos Humanos Miguel Agustín Pro Juárez (Centro Prodh) auch eine audiovisuelle Rekonstruktion der „Todesflüge“ während des so genannten „schmutzigen Krieges“ in Mexiko.
In den 1970er Jahren waren die Todesflüge Bestandteil der Repressionsstrategie politischer Gegner des mexikanischen Regimes. Personen, die als Regimegegner:innen betrachtet wurden, wurden zum Militärflugplatz Pie de la Cuesta in Acapulco, in dem mexikanischen Bundesstaat Guerrero, gebracht. Dort wurden sie getötet und ihre Leichen wurden nachts aus Flugzeugen über dem Meer abgeworfen. Die Rekonstruktion beruht auf Ermittlungen des Militärs von 2002, in denen Militärs über das Vorgehen und ihre Beteiligung aussagten. Zu strafrechtlichen Prozessen führten diese Ermittlungen allerdings nicht.