
Der brasilianische Film „Aún estoy aquí“ (span.: Noch bin ich hier) von Walter Salles gewann den Oscar für den besten internationalen Film und rückt das Thema des gewaltsamen Verschwindenlassens in Lateinamerika erneut in den Fokus. Der Film erzählt die wahre Geschichte von Eunice Paiva, deren Ehemann Rubens Paiva 1971 während der brasilianischen Militärdiktatur verschleppt wurde.
Die Auszeichnung fällt in eine Zeit, in der Brasilien seine eigene Vergangenheit und Gegenwart reflektiert. Nach dem Putschversuch vom 8. Januar 2023 fordert die extreme Rechte eine Amnestie für die Beteiligten – eine Debatte, die durch den Film neu befeuert wird. Historisch steht „Aún estoy aquí“ in einer Reihe mit „Missing“ (1982) und „La historia oficial“ (1986), die ebenfalls das Verschwindenlassen als staatliche Repressionsmethode in Chile bzw. Argentinien thematisieren.