Am 28. März hat die interdisziplinäre Gruppe unabhängiger Expert*innen (GIEI) einen dritten Bericht zum Fall der im September 2014 verschwundenen 43 Studenten aus Ayotzinapa veröffentlicht. Der Bericht liefert bisher unbekannte Informationen, die insbesondere die Streitkräfte stark belasten. Unter anderem präsentierten die Expert*innen ein bisher unveröffentlichtes Drohnenvideo, auf dem zu sehen ist, wie Mitglieder der Marine die später als vermeintlicher Tatort bekanntgewordene Mülldeponie von Cocula manipulierten. Der ehemalige Generalstaatsanwalt Murillo Karam hatte den Fall Ayotzinapa nach wenigen Monaten als aufgeklärt deklariert. In der sogenannten „historischen Wahrheit“ hatte er behauptet, die Studenten seien durch das Drogenkartell Guerreros Unidos, das in Komplizenschaft mit der lokalen Polizei und dem Bürgermeister der Stadt Iguala agierte, getötet, ihre Körper auf der Mülldeponie verbrannt und die Überreste anschließend in einem Fluss entsorgt worden. Die GIEI und ein argentinisches Forensikerteam hatten jedoch bereits vor einigen Jahren bekannt gegeben, dass es keine Hinweise darauf gäbe, dass die Studenten auf der Müllhalde verbrannt worden seien. Später deckte ein UN-Bericht in diesem Zusammenhang auch Folter von Verdächtigen auf. Der Bericht bringt noch weitere Details ans Licht, darunter die Infiltrierung von Soldaten in die sozialistisch ausgerichtete Lehramtsschule in Ayotzinapa. Außerdem wurden die Studenten seit mindestens zwei Tagen vor ihrem Verschwinden geheimdienstlich überwacht und den Behörden lagen somit in Echtzeit Details über die Ereignisse in der Tatnacht vor.
Der dritte Bericht der GIEI ist auch Ergebnis des politischen Drucks durch den amtierenden Präsidenten López Obrador. Obgleich er auf neuen Dokumenten des Verteidigungsministeriums und des Geheimdienstes beruht, verwiesen die Expert*innen darauf, dass der Zugang zu anderen Informationen immer noch versperrt sei. Innerhalb der Generalstaatsanwaltschaft gäbe es nach wie vor Widerstände gegen die Aufklärung und zahlreiche Dokumente seien bereits vernichtet worden.
Über den Verbleib der vermissten Studenten herrscht nach wie vor Ungewissheit.
Eine Zusammenfassung des Berichts findet sich hier.