
In Belutschistan kam es erneut (wir berichteten) zu Protesten gegen das gewaltsame Verschwindenlassen. Besonders betroffen sind die Regionen Kech, Mastung und Panjgur, wo mehrere Personen entführt wurden. Im Distrikt Kech verschwand am 11. März der Sicherheitsbeamte Abdul Qadir unter ungeklärten Umständen. Familienangehörige und Aktivist*innen versammelten sich in Turbat zu Protesten und forderten eine sofortige Untersuchung. In Mastung und Panjgur eskalierten die Proteste nach der Entführung des 17-jährigen Schülers Abdul Hanan. Besonders in Panjgur kam es zu Straßenblockaden und Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Die Proteste werden vom Baloch Yakjehti Committee (BYC) angeführt, welches den anhaltenden Machtmissbrauch durch staatliche Akteure kritisiert. Angehörige der Verschwundenen verlangen Transparenz und eine strafrechtliche Aufarbeitung der Fälle.
Interessant ist die juristische Entwicklung im Falle von vier verschwundenen Brüdern aus einer Alkozai-Unternehmerfamilie, auch wenn es sich um einen Grenzfall zwischen Entführung und gewaltsamen Verschwindenlassen handelt. Das Oberste Gericht von Peshawar hat die Regierung Pakistans aufgefordert, auf die Petition der Ehefrauen der vier Männer zu reagieren. Mohammad Nasir, Usman, Abdul Waris und Zahir Alkozai wurden am 28. Februar 2024 in Hayatabad von Männern in Polizeiuniform entführt. Obwohl ihre Familien eine frühere Petition zurückzogen, wie von den mutmaßlichen Entführern gefordert, wurden die Männer nicht freigelassen. Nun sollen die Familen gezwungen werden, 2 Milliarden Rupien zu investieren, um ihre Freilassung zu erwirken. Die Polizei hat zwar eine Anzeige aufgenommen, doch die Ermittlungen stagnieren. Zudem wurden den Familien die pakistanischen Ausweise entzogen, da sie angeblich Afghanen seien. Das Gericht fordert nun Antworten von Regierung und Sicherheitsbehörden. Der Fall ist beispielhaft für Korruption und die zermürbenden Praktiken gegen Angehörige Verschwundener in Pakistan.