In Mexiko wächst die Kritik an der neuen Strategie der Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador zur Suche nach Verschwundenen, sowie den Personalkürzungen bei der Nationalen Suchkommission (Comisión Nacional de Búsqueda, CNB). Im Januar wurden über 100 Angestellte der CNB entlassen, zum Rücktritt gedrängt, oder ihre Verträge nicht verlängert. Besonders betroffen sind Abteilungen, die sich mit dem Verschwindenlassen von Personen in besonderen Kontexten beschäftigen, wie zum Beispiel der Migration oder dem so genannten „schmutzigen Krieg“ (1965-1990). Menschenrechtsorganisationen zeigten sich besorgt und forderten die mexikanische Regierung auf, die Suche nach den über 100.000 Verschwundenen im Land zu verbessern.
Am 14. Dezember 2023 hatte López Obrador eine neue „Strategie für die Suche verschwundener Personen“ vorgestellt. Diese Strategie beinhaltete eine Kürzung der Opferzahlen im Register. (wir berichteten). Angehörige von Verschwundenen protestierten im Dezember gegen die Neuzählung und Suchstrategie. Auch bekannte Fälle von gewaltsamem Verschwindenlassen, wie zum Beispiel Roy Rivera Hidalgo aus dem Jahr 2011 im Bundesstaat Nuevo León war aus dem Register gelöscht worden. Angeblich waren Polizisten direkt an seinem Verschwinden beteiligt gewesen. Der UN Menschenrechtsausschuss (Human Rights Committee, CCPR) befand 2021 den mexikanischen Staat für das Verschwindenlassen von Roy Rivera verantwortlich. Das Löschen von verschwundenen Personen aus dem Register reviktimisiert die Betroffenen und wird heftig kritisiert.
Die zivilgesellschaftliche mexikanische Menschenrechtsorganisation Data Cívica hat daraufhin eine Webseite veröffentlicht („Volver a Desaparecer“), auf der sie die Daten von verschiedenen Versionen des Nationalen Registers von Verschwundenen oder Vermissten Personen (RNPDO) zur Verfügung stellt und die Änderungen infographisch darstellt.
Im März ordnete ein Richter im nordöstlichen Bundesstaat Tamaulipas an, alle im Register aufgenommenen Opferdaten beizubehalten. Angehörige der Gruppe Diez de Marzo aus Reynosa, Tamaulipas, hatten bei dem Gericht eine Beschwerde eingelegt, um zu verhindern, dass verschwundene Personen aus dem Register gelöscht werden.