Das Africa Center for Justice and Peace Studies (ACJPS) notiert eine steigendende Anzahl von Fällen von gewaltsamem Verschwindenlassen seit Kriegsausbruch am 15. April 2023.
Es gibt erdrückende Beweise dafür, dass die nationale Armee, insbesondere der militärische Geheimdienst (M.I.) und die paramilitärischen rapid Support Forces (RSF) im ganzen Land Zivilisten festgenommen haben, die sie verdächtigen, ihren Gegner zu unterstützen. Die RSF ist auch in die willkürliche Verhaftung und das gewaltsame Verschwindenlassen von Zivilisten verwickelt. Frauen und Mädchen werden entführt und sexuell versklavt (1), in den Tschad und andere Nachbarländer verschleppt und während der Pflanzsaison als Arbeitskräfte in landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. Auch Flüchtlinge aus Äthiopien und Eritrea sind Zielscheibe der sudanesischen Armee (SAF ) und der RSF. Im April 2024 berichtete die von ACJPS und Borderline Europe gegründete Angehörigennetzwerk Sudanese Group for Victims of Enforced Disappearance (SGVED), dass seit Ausbruch des Krieges insgesamt 1.141 Menschen vermisst werden, darunter 123 Frauen (7 Minderjährige) und 1.018 Männer (20 Minderjährige). (2)
Überlebende haben über die harten Bedingungen während der Haft berichtet, wie z. B. den gravierenden Mangel an Lebensmitteln und das Fehlen von Duschen während der gesamten Haftzeit. Außerdem wurden die Gefangenen gezwungen, schwere Munition und Lebensmittel zu tragen In einigen Fällen erlagen die Gefangenen während der Haft ihren Verletzungen. Am 12. Januar 2024 berichtete ACJPS über einen Vorfall, bei dem 47 Gefangene, die von der RSF festgehalten worden waren, freigelassen wurden. Die Überlebenden sagten aus, dass sie während i.hrer Haft gefoltert wurden, indem sie mit Wasserschläuchen und Stöcken geschlagen wurden, gezwungen wurden, viele Stunden in der Sonne zu stehen, beschimpft wurden, mit sexuellem Missbrauch gedroht wurde, in schlechten Hafträumen ohne Belüftung und Toiletten festgehalten wurden und ihnen Mahlzeiten verweigert wurden. (3) Hinzukommt, dass Milizionäre der RSF Profite aus den Gefangenen schlagen, indem sie die Menschen als Arbeitskräfte, Söldner und neuerdings als Landarbeiter verkaufen.
Der sudanesische Rechtsrahmen umfasst mehrere Gesetze und Rechtsvorschriften zum Schutz vor Verschwindenlassen, Folter und anderen Formen unmenschlicher Behandlung. So stellt das sudanesische Strafgesetz von 1991 Straftaten wie Entführung gemäß Artikel 162, unrechtmäßige Inhaftierung gemäß Artikel 164 und 165 sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit gemäß Artikel 186 Absatz (n) unter Strafe, der sich speziell auf das Verschwindenlassen bezieht. Darüber hinaus ratifizierte der Sudan 2021 das Internationale Übereinkommen zum Schutz aller Personen vor dem Verschwindenlassen (ICPPED). Trotz des bestehenden Rechtsrahmens gibt es jedoch Probleme bei der Umsetzung, die durch das rechtliche Chaos, das durch den bewaffneten Konflikt entstanden ist, noch verschärft wurden. Die Immunität, die das Sicherheitspersonal im Rahmen der Notstandsgesetze genießt, hat einen fruchtbaren Boden geschaffen, auf dem es ohne Konsequenzen Verstöße gegen die Zivilbevölkerung begehen kann.
In Sudan war die Domestizierung der UN Kontention nach der Revolution in die Wege geleitet worden. Es gibt einen ersten Entwurf eines Gesetzes, das Gewaltames Verschwindenlassen unter Strafe stellt. Zurzeit berufen sich die Menschenrechtsanwälte auf ähnliche Paragraphen des Strafgesetzbuchs. Hunderte von Fällen sind der Nationalen Staatsanwaltschaft bereits übermittelt worden. Eine wesentlich geringe Zahl wurden zur Einriechung beim Internationalen Strafgerichshof und dem UN Kommittee gegendas Verschwindenlassung aufgearbeitet.Die Angehörigenorganisationen setzen auf konkrete Aktion. Sie gehen zu den Gefängnissen, den offiziellen und inoffiziellen, und fordern dort, vor Ort, mit Protesten die Freilassung.
Stand Oktober 2024,
Weitere Informationen :
Africa Cener for Justice and Peace Studies https://www.acjps.org
borderline-europe – Menschenrechte ohne Grenzen https://www.borderline-europe.de
1 ACJPS, West Darfur: Justice for seven university girls abducted and subjected to sexual slavery in Elgenina (12 January 2024) https://www.acjps.org/publications/west-darfur-justice-for-seven-university-girls-abducted-and-subjected-to-sexual-slavery-in-elgenina
2 ACJPS, A report on enforced disappearances: One year into Sudan war (27 April 2024) https://www.acjps.org/publications/a-report-on-enforced-disappearances-one-year-into-sudan-war
3 ACJPS, Sudan War Update: Forty-seven detainees released, hundreds remain in custody (12 January 2024) https://www.acjps.org/publications/sudan-war-update-forty-seven-detainees-released-hundreds-remain-in-custody