Im Kontext einer schweren Menschenrechtskrise wurden in Nicaragua seit Mai 2021 mindestens 39 Menschen festgenommen, willkürlich und ohne Kommunikation zur Außenwelt inhaftiert.
Zu den Betroffenen zählen 7 Präsidentschaftskandidat*innen, Journalist*innen, Aktivist*innen, Geschäftsleute und andere Oppositionsmitglieder. Die UN-Arbeitsgruppe über gewaltsames Verschwindenlassen (WGEID) hat ihre Sorge über diese Praxis des gewaltsamen Verschwindenlassens in Haft zum Ausdruck gebracht.
Die willkürlichen Festnahmen fanden im Kontext der Stimmabgabe für das Präsidentschaftsamt am 7. November 2021 statt. Staatliche und parastaatliche Sicherheitskräfte verhafteten auch in den Tagen um den 7. November weitere Personen. Diese wurden ebenso wie in den vorausgegangenen Fällen Opfer von zeitweisem Verschwindenlassen.
Inzwischen wird von insgesamt mindestens 139 willkürlich politisch Inhaftierten ausgegangen. Da weder Familienangehörige noch Anwält*innen Zugang zu den Inhaftierten erhalten, sind nur unzureichende Informationen über die Vorwürfe, die zur Inhaftierung geführt haben, oder die Haftsituation bekannt.
Bereits der im August 2021 durch Amnesty International veröffentlichte Bericht Where are they? Enforced disappearance as a strategy of repression in Nicaragua dokumentiert, wie die Regierung Ortega als Unterdrückungstaktik zunehmend auch gewaltsames Verschwindenlassen in Haft einsetzt.