Mit dem Militärputsch Anfang Februar 2021 hat sich die bestehende Menschenrechtskrise in Myanmar weiter zugespitzt. Nach der Verhaftung zahlreicher hochrangiger Beamt*innen und Politiker*innen, unter ihnen De-facto-Staatschefin Aung San Suu Kyi, gingen im Land Zehntausende auf die Straßen, um friedlich gegen den Putsch zu demonstrieren.
Seitdem befindet sich Myanmar unter der Kontrolle von Militärchef Ming Aung Hlaing, gegen den von den Vereinten Nationen eine Untersuchung und strafrechtliche Verfolgung wegen Völkermords gefordert wird. Auf den zunehmenden zivilen Ungehorsam reagierte das Militär mit Repression und exzessiver Gewalt. Diese forderten bisher mehr als 600 Todesopfer, viele von ihnen junge Demonstranten, und führten als Gegenreaktion teilweise auch zu bewaffnetem Widerstand von Seiten der Demonstrierenden.
Daten der Menschenrechtsorganisation Assistance Association for Political Prisoners (AAPP) zufolge wurden seit Beginn des Militärputsches mindestens 3.500 Menschen verhaftet. Nahezu 2.700 der Häftlinge sollen an unbekannten Orten festgehalten werden. UNICEF berichtete von rund 1000 Jugendlichen und Kindern, die Mehrzahl von ihnen männlich, die willkürlich verhaftet und festgehalten wurden, viele von ihnen ohne Zugang zu Rechtsbeistand und die Möglichkeit, sich mit den eigenen Angehörigen in Verbindung zu setzen. Auch von Folter ist die Rede.
Die Menschenrechtsorganisation Fortify Rights spricht von massenhaftem gewaltsamem Verschwindenlassen. Wie Experten betonen, handelt es sich um ein koordiniertes strategisches Vorgehen zwischen Militär und Polizei. Neben Demonstranten werden auch diejenigen mit (mutmaßlicher) Verbindung zur Partei von Aung San Suu Kyi vornehmlich zur Zielscheibe von Festnahmen durch die Sicherheitskräfte. Andere werden jedoch ohne erkennbare Gründe verhaftet.