Rafael Antonio Rolin

El Salvador, 2002

Rafael Alberto Rolin Zelaya verließ sein Zuhause in El Salvador am 2. Mai 2002 in Richtung USA. Er brach zusammen mit zwei Bekannten auf, von denen einer bereits Erfahrung mit der Route hatte, weshalb sie ohne Führer oder Schlepper (coyote) unterwegs waren. Ziel der Reise war es, seinen Vater zu treffen, der in Kalifornien lebte, und auch seine Ex-Partnerin wiederzusehen. In Guatemala nahmen sie Kontakt zu einem coyote auf, der an der Grenze von Tecún Umán lebte und es gelang ihnen, die Grenze nach Mexiko zu überqueren. Allerdings gerieten sie kurz darauf in eine Einwanderungskontrolle, bei der Rafael Rolin zur Befragung aus dem Bus geholt und von den Beamten zurück nach Guatemala gebracht wurde. Seine Bekannten setzten den Weg ohne ihn fort.

Zwischen dem 18. und 19. Mai rief Rafael Rolin seine Familie an, um zu bestätigen, dass er 500 USD, die ihm sein Vater für die Weiterreise geschickt hatte, erhalten habe. Er erzählte ihnen, dass er mit vier weiteren Personen reisen würde, dass sie die Wüstenroute nehmen würden und dass der coyote ihm neue falsche Dokumente gegeben habe. Seine Mutter kommunizierte am 19. Mai zum letzten Mal mit ihrem Sohn. Danach war die einzige Person, die sich meldete, der coyote, der die Familie anrief und mitteilte, dass sie an der Grenze angekommen seien, und dass er Rafael Rolin einem anderen coyote übergeben habe, der für den Grenzübertritt in die USA zuständig sei.

Der Mutter gelang es, den Fall an die Organisation CARECEN (Central American Resource Center) weiterzuleiten, die das Foto von Rafael Rolin und die Schilderung der Ereignisse verbreitete, bis sie im September 2002 einen Anruf erhielt. Der Anrufer gab sich als Mitarbeiter des gerichtsmedizinischen Instituts von Mexicali (im Norden Mexikos) zu erkennen und teilte ihr mit, dass man in der Wüste eine Leiche gefunden habe, die Ähnlichkeiten mit der Beschreibung von Rafael Rolin aufweise. Man habe eine Gruppe von neun Personen gefunden, die in der Wüste umgekommen waren und habe bereits acht dieser Personen identifiziert. Offenbar bestand die Gruppe aus mehr Personen, denn einer der Überlebenden hatte den Fall gemeldet – darum wurden die Leichen gefunden. Das Institut von Mexicali schickte Fotos an die Mutter zur Identifizierung ihres Sohnes, doch sie erklärte, dass es sich nicht um ihren Sohn handle. Ein Abgleich der Fingerabdrücke bestätigte dies. Daraufhin wurde der Fall geschlossen und die Leiche als nicht identifiziert begraben. Während der Karawane von Müttern von verschwundenen Migrant*innen (Caravana de Madres de Migrantes Desaparecidos) in Mexiko im Jahr 2013 gelang es der Mutter, zusammen mit anderen Personen die als CERESO (Centros de Reinserción Social) oder CEFERESO (Centros Federales de Readaptación Social) bekannten sozialen Rehabilitationszentren zu betreten. Bei ihrer Ankunft in Tapachula (im Süden Mexikos), im CEFERESO Nummer 3, sagte ihr eine Person, dass sie Rafael Rolin auf dem Foto, das sie bei sich trug, wiedererkannt habe. Sie vermutet, dass ihr Sohn seinen Namen und seine Nationalität geändert haben könnte.

Quelle: Fundación para la Justicia y el Estado Democrático de Derecho