Hinter jedem Gesicht und jedem Namen steckt eine Geschichte
Anlässlich des Internationalen Tags der Opfer von Verschwindenlassen (30. August) entstand im Jahr 2021 in einer kollektiven Aktion der Koalition gegen Verschwindenlassen und der Galerie Neurotitan in Zusammenarbeit mit dem Künstlerkollektiv Orangotango im Hof des Haus Schwarzenberg in Berlin Mitte ein Kunstwerk, das Porträts, Namen und Forderungen von Opfern dieses schweren Menschenrechtsverbrechens zeigt.
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Anlässlich des Internationalen Tags der Opfer von Verschwindenlassen (30. August) entstand im Jahr 2021 in einer kollektiven Aktion der Koalition gegen Verschwindenlassen und der Galerie Neurotitan in Zusammenarbeit mit dem Künstlerkollektiv Orangotango im Hof des Haus Schwarzenberg in Berlin Mitte ein Kunstwerk, das Porträts, Namen und Forderungen von Opfern dieses schweren Menschenrechtsverbrechens zeigt.
Das Wandbild zeugt von der weltweiten Verbreitung des Verbrechens. Insgesamt finden 70 Personen eine bildliche und/oder namentliche Darstellung. Fotos und Informationen wurden von Angehörigen sowie Partnerorganisationen der Koalition eingesendet. Dabei stellen die Einsendungen, die verschwundene Migrant*innen aus den zentralamerikanischen Ländern El Salvador, Honduras und Guatemala betreffen, den größten Anteil dar, gefolgt von Menschen, die Opfer der Militärdiktaturen in Argentinien und Chile (1) sowie Spanien wurden. Weitere Einsendungen kamen aus Mexiko – wo über 115.000 Menschen als verschwunden gelten – Kolumbien, den Philippinen und Syrien.
Die konzeptionelle Hintergrundgestaltung des Wandbilds orientierte sich an der Serie „Heliografías“ des argentinischen Konzeptkünstlers León Ferrari, der die Grenzen von Kunst kontinuierlich ausdehnte, Zeit seines Lebens neue Wege erforschte, das Unaussprechliche aktueller und vergangener Menschenrechtsverletzungen auszudrücken und sich in seinen Werken insbesondere auch mit den Verbrechen der argentinischen Militärdiktatur auseinandersetzte. Die kollektive Wandbildaktion im Jahr 2021 knüpfte an eine im August desselben Jahres in der Galerie Neurotitan umgesetzte Ausstellung an, die unter dem Titel „Reproducing them infinitely“ – ausgehend von Teilhabe und Reproduzierbarkeit als Schlüsselelemente der Kunst Ferraris – das Ziel hatte, „einem breiten Publikum niedrigschwellig Zugang zu dem egalitären und machtkritischen Kunstverständnis des Künstlers zu bieten“ und Ferraris „politisches Engagement gegen Menschenrechtsverletzungen über die Initiierung direkter Aktionen zu bewahren“ (Zamorano Ferrari/Hirsekorn 2021, 4,6).
Ziel der kollektiven Wandbildaktion war es, Aufmerksamkeit für das in Deutschland und weltweit bisher unterbelichtete multiple Menschenrechtsvergehen und die Schicksale der Betroffenen zu schaffen und diese einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
2023 wurde das Wandbild durch das Berliner Kollektiv CADEHO zusammen mit dem Ökumenischen Büro München, der Koalition gegen Verschwindenlassen und der Galerie Neurotitan um die Porträts von vier aus ihrem Dorf an der honduranischen Karibikküste verschleppte Garífuna (eine indigene Bevölkerungsgruppe karibisch-afrikanischen Ursprungs) erweitert.
Hinter jedem abgebildeten Gesicht und jedem Namen steckt eine Geschichte. Zum Internationalen Tag der Opfer des Verschwindenlassens 2024 veröffentlicht die Koalition gegen Verschwindenlassen als digitales Gegenstück zum Wandbild Kurztexte zu den einzelnen Personen. Diese stellen die Umstände ihres Verschwindens sowie die Kämpfe ihrer Angehörigen für Wahrheit und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt.
Wer sind die Personen, die auf dem Wandbild abgebildet und/oder genannt sind? Woher kommen sie und in welchem Kontext und unter welchen Umständen sind sie verschwunden?
Mit den Texten wollen wir die Erinnerung an sie lebendig halten, das gesellschaftliche Bewusstsein schärfen und zur Mobilisierung anregen. Das Kunstwerk wird auf diese Weise gleichzeitig im digitalen Raum verewigt.
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Quellen: Zamorano Ferrari, Paloma Gabriela / Hirsekorn, Annika (2021): León Ferrari: Reproducing Them Infinitely. Projektbeschreibung, Galerie Neurotitan.
(1) die auf dem Wandbild porträtierten Chilenen wurden Opfer außergerichtlicher Hinrichtung und kurz nach ihrer Ermordung lokalisiert. Über 1.000 Opfer von Verschwindenlassen unter der chilenischen Militärdiktatur sind bis heute verschwunden.



Emilio Silva Faba

Rodrigo Rojas de Negri

María Susana Ursi

Julio Cesar Amador Aguilar

Antonio Verástegui González

María Esperanza Cordova Argueta

Evelyn Guadalupe González

Evelyn Guadalupe González

Edmundo Reyes Amaya

Kenia Cristina Cruz Gómez

José Manuel Corazón Tecu

Juan Carlos Lopez Martínez

Julio César Arin Delacourt

Luis Germán Cirigliano

José Efrain Gonzalez Majano

Ana Victoria Lemus

Marvin Leonel Alvarez Portillo

Roberto García Rosales

Bernabé Cruz Santos

Suami Mejía García

Milton Joel Martínez Álvarez

Albert Snaider Centeno Tomás

Gerardo Misael Trochez Calix

Antonio de Jesús Verástegui

Benjamín Ascencio Bautista

Rafael Antonio Rolin

Manuel Guerrero Ceballos

Santiago Esteban Nattino Allende

José Manuel Parada Maluenda

Orlando Antonio Rauda

Mirna del Carmen Sánchez Ramírez

Marta Angélica Taboada

Alirio de Jesús Pedraza Becerra

Carolina Garzón Ardila

Gloria Amparo Ibarra Ibarra

Fernanda Rubí Salcedo Jiménez

Jaime Enrique Gómez Velázquez

Fredy Antonio Santos Hernández

Marina Isabel Flores Sosa

Héctor Oesterheld

Félix Edgardo Nuñez

Anibal Arroyo Buitrón

Elisabeth Käsemann

Rosendo Radilla

Hernando Ricardo Heinze

Bernabé Cruz Santos

Karen Gemina Mendoza

Person Anonym

Arnold Cruz Palma

Eduardo Loffsner Torres

Diana Irene Oesterheld

Abd al-Aziz al Khayyir

Patricia Teresa Flynn Zelaya

Ana María Ramírez Recinos

Ana María Ramírez Recinos

Maria Mejía Lastor

Alicia Raquel D'Ambra

Alicia Raquel D'Ambra Villares

José Alberto Ayala Dubón

José Alberto Ayala Dubón

Gloria Kehoe Wilson de Infante

Sugey Irene Caballero de Rivera

Gabriel Alberto Cruz Sánchez

Gabriel Alberto Cruz Sánchez

Gilberto Edgardo Gamez Martinez

José Heriberto Medina Mairena

Jose Heriberto Medina

Ángel Az Menchú

Santos Rodrigo Paiz García

Bayron Francisco Maradiaga

Deybis Paz Guzmán

Marvin Leonel Meza Zavala

Blanca Lidia Henríquez Ramírez

Yaquelin Xiomara Martínez

Yaquelin Xiomara Martínez

Jonas Joseph T. Burgos

Maher Tahan Abd al-Aziz al Khayyir