Die repressive politische Krise in Nicaragua unter Daniel Ortega richtet sich immer gezielter gegen Religions- und Meinungsfreiheit sowie gegen die eigene Justiz. Neben Verhaftungen und der erzwungenen Exilierung nicaraguanischer Staatsbürger*innen kommt auch die Praxis des gewaltsamen Verschwindenlassens immer wieder zum Einsatz: drei aktuelle Beispiele:
In den ersten Augusttagen nahm die Polizei ein dutzend katholische Priester fest. Sieben von ihnen wurden zwangsweise nach Rom ausgeflogen, weitere Priester sind unauffindbar und befinden sich in einer Situation des gewaltsamen Verschwindenlassens. Die Festnahmen erfolgten kurz nach einem UN-Bericht, der die religiöse Verfolgung in Nicaragua als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ einstuft. Seit den Protesten von 2018 wurden über 70 Personen allein aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit verhaftet. Die Repression umfasst außerdem Drohungen, die Aufhebung der Nationalität und das Verbot religiöser Aktivitäten. Diese Taten zielen laut UN-Berichten darauf ab, die unabhängige Mobilisierungsfähigkeit der Kirche zu unterbinden.
Die Journalistin Fabiola Tercero, bekannt für ihre feministische Arbeit und die digitale Literaturplattform „El Rincón de Fabi,“ ist seit dem 12. Juli in Nicaragua spurlos verschwunden. Im Zusammenhang mit diesem Fall kritisiert die Fundación por la Libertad de Expresión y Democracia (FLED) besonders die systematische Unterdrückung der Pressefreiheit
Auch die Justizbehörden selbst geraten zunehmend ins Visier der Regierung. Die Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, Alba Luz Ramos, wurde Berichten zufolge entmachtet und steht unter Hausarrest, während zahlreiche Mitarbeiter des Justizwesens ebenfalls verhaftet wurden. Beispielsweise wurden am 12. Juli 2024 die Richter*innen Eveling González Betancourt und José Adalberto Rayo Espino sowie deren Sohn, der Sportreporter Fernando Rayo, festgenommen. Ihr Aufenthaltsort war für mehrere Tage unklar, nach einer Woche wurden sie ohne Anklage freigelassen, González wurde zeitgleich jedoch als Richterin suspendiert. Andere Justizangestellte sind jedoch weiterhin unauffindbar, bzw. ohne Anklage und Besuchsrecht in Haft, darunter Sayda María Sequeira Vanegas, deren Ehemann Domingo Antonio Munguía Carrión sowie Brenda Yahosca Sequeira Vanegas und deren Lebensgefährte Ovidio Yoan Aguirre Hurtecho.