Weit über hunderttausend Menschen gelten in Mexiko als verschwunden. Hinter der unfassbaren Zahl verschwindet auch das Schicksal der einzelnen, ihrer Familien, Freund:innen und Gemeinschaften, ihrer Kämpfe, Träume, Sehnsüchte und Zukunftspläne. Und es verschwinden die gesellschaftlichen und politischen Ursachen dieses gigantischen Menschenrechtsverbrechens. Gemeinsam mit María Luisa Núñez Barojas, Gründerin eines Kollektivs suchender Angehöriger, der feministischen Aktivistin, Künstlerin und Wissenschaftlerin Itzell Sánchez Martínez und dem Musiker und Liedermacher Arturo Muñoz Rodríguez wollen wir neue Wege der Erzählung und der Erinnerung über das gewaltsame Verschwindenlassen suchen. Auf die Teilnehmenden warten ein aktueller Dokumentarfilm, eine Ausstellung mit Puppen und Bildern, Information, Begegnung und Gespräch, Lieder, Performances und Aktionen im öffentlichen Raum.
„Bis wir sie finden“ – zum Internationalen Tag der Opfer des Verschwindenlassens
Seit dem 15. Januar 2023 fehlt von dem mexikanischen Anwalt Ricardo Lagunes und dem Umweltaktivisten Antonio Díaz jede Spur. Lediglich ihr Geländewagen wurde von Schüssen durchsiebt am Straßenrand gefunden. Auf den Philippinen werden Dexter Capuyan und Gene Roz Jamil „Bazoo“ de Jesus, die sich beide für die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzen, seit dem 28.
Online-Veranstaltung „Briefe für eine Zukunft: Kindheit und Verschwindenlassen“
Das Kollektiv Voz de los Desaparecidos en Puebla, Técnicas Rudas, das Ökumenische Büro für Frieden und Gerechtigkeit, Brot für die Welt und Partner Südmexikos laden herzlich zur Vorführung des Dokumentarfilms „Briefe für eine Zukunft“ mit anschließender Online-Diskussion ein.
Veranstaltung „Erinnern an vier verschleppte Garífuna“
Sneider Centeno, Suami Mejía, Gerardo Tróchez, Milton Martínez: Vier junge Garífuna wurden am 18.07.2020 aus ihrem Dorf an der honduranischen Karibikküste verschleppt. Die Garífuna sind eine Bevölkerungsgruppe mit karibisch-indigenen und afrikanischen Ursprüngen.
Mitmachaktion „Erinnert euch!“
Zum Gedenken an die Opfer des gewaltsamen Verschwindenlassens erweitert das Berliner Kollektiv CADEHO gemeinsam mit dem Ökumenischen Büro aus München, der Koalition gegen Verschwindenlassen und dem Haus Schwarzenberg das Wandbild der Verschwundenen (2021), das die Portraits von verschwundenen Personen aus der ganzen Welt zeigt.
Journalismus unter Beschuss
Journalist:innen, die über das Verschwindenlassen berichten, stehen vor vielen Herausforderungen und sind Gefahren ausgesetzt. Marcela Turati aus Mexiko kennt diese Gefahren nur zu gut. Während ihres Besuchs in Deutschland im Mai 2023 sprach sie über ihre Arbeit und...
Vorbild geht anders
Vor einigen Wochen traf ich Ana Lorena Delgadillo, Gründerin und Leiterin der Menschenrechtsorganisation FJEDD (Stiftung Gerechtigkeit und demokratischer Rechtsstaat), am Rande einer Veranstaltung, auf der sie über ihr langjähriges Engagement gegen das gewaltsame Verschwindenlassen in Mexiko berichtete. Die folgenden Tage würde sie auch im Auswärtigen Amt und im Bundestag um Unterstützung ihrer Arbeit gegenüber der mexikanischen Regierung werben.
Datenbank mit wegweisender Rechtsprechung und internationalen Standards über gewaltsames Verschwindenlassen
Seit den 1970er Jahren kämpfen Angehörige von Verschwundenen, zunächst besonders aus Lateinamerika, auf regionaler und internationaler Ebene für Gerechtigkeit und Wahrheit. Anfänglich ging es darum, Unterstützung bei der Suche nach Verschwundenen zu finden und auch das Verschwindenlassen sichtbar zu machen und als Menschenrechtsverletzung anzuerkennen. Denn als in den lateinamerikanischen Diktaturen der 1970er und 1980er Jahre systematisch Menschen „verschwinden gelassen“ wurden, existierte das „gewaltsame Verschwindenlassen“ weder als Begriff noch als eigenständige Menschenrechtsverletzung.
Gewaltsames Verschwindenlassen im Libanon: Das Recht auf Wahrheit inmitten von Krisen
Während der Libanon eine der schlimmsten globalen Krisen und eine völlige Vernachlässigung der Menschenrechte erlebt, jagen die Familien der gewaltsam Verschwundenen noch immer einem Hoffnungsschimmer hinterher – so wie sie es seit 1997 tun. Es ist schwierig, Antworten auf die Frage des Verschwindenlassens von Personen im Libanon zu finden, wenn die Regierung es versäumt, auf grundlegende Bedürfnisse einzugehen.
Wie erinnert man an die Verschwundenen? Advocacy-Quilts in Nepal
Das gewaltsame Verschwindenlassen wird als eine der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen angesehen, da es nicht nur die verschwundene Person jeglichen Rechtsschutzes beraubt, sondern auch die Angehörigen in einen oft unerträglichen Zustand der Unsicherheit versetzt. So geht es auch den Familien in Nepal, die seit dem Bürgerkrieg, der von 1996 bis 2006 andauerte, ihre verschwunden Angehörigen suchen und bis heute auf Antworten auf ihre Fragen nach deren Verbleib warten.