
Der Fall des seit Mai 2025 verschwundenen Journalisten El Bachir Thiam verdeutlicht die systematische Praxis des gewaltsamen Verschwindenlassens durch malische Sicherheitsorgane. Diese wurde zuletzt durch UN-Expert*innen, u.a. der Arbeitsgruppe gegen gewaltsames oder unfreiwilliges Verschwindenlassen, als Instrument zur Einschüchterung von Opposition, Zivilgesellschaft und Medien kritisiert. Parallel dokumentierte auch die NGO Human Rights Watch, dass die malischen Streitkräfte gemeinsam mit der russlandgestützten Wagner-Gruppe seit Januar 2025 mindestens 81 Fulani-Männer verschleppt und 12 Männer hingerichtet haben. Die nomadisch lebenden Fulani (siehe Hintergrund) werden kollektiv unter den Verdacht gestellt mit dem westafrikanischen Ableger Al-Qaidas, der Jama’at Nusrat al-Islam wal-Muslimin (JNIM) (siehe Hintergrund) in Verbindung zu stehen. Die paramilitärische Wagner-Gruppe zog sich Berichten zufolge im Juni aus Mali zurück, Mitglieder wurden jedoch in das sogenannte russische Afrikakorps integriert, das direkt dem russischen Außenministerium unterstellt ist.
Die politische Lage in Mali ist nach zwei Militärputschen 2020 und 2024 weiterhin angespannt. Im September 2025 gaben Mali, Burkina Faso und Niger in einer gemeinsamen Erklärung bekannt aus dem Internationalen Strafgerichtshof auszutreten, da es sich um ein „Instrument neokolonialistischer Unterdrückung“ handele. Die Menschenrechtsverteidiger*innen, die sich u.a. für die Aufklärung von Fällen des gewaltsamen Verschwindenlassens einsetzen, verlieren dadurch eines ihrer wenigen Instrumente um Druck auf Verantwortliche auszuüben.