Trotz wiederholter Reformversprechen setzt Sri Lanka laut Human Rights Watch (HRW) die Einschüchterung von Familien der Opfer gewaltsamen Verschwindenlassens fort, insbesondere in den tamilischen Nord- und Ostprovinzen. Wer nach Aufklärung sucht oder internationale Mechanismen einbezieht, wird mit Polizeikontrollen, Verhören und Druck auf Kinder konfrontiert. HRW kritisiert, dass dieses Vorgehen der Sicherheitskräfte mit Anti-terror-Gesetzen legitimiert würde. Dieses Vorgehen ist schon seit längerem bekannt (wir berichteten).

Parallel dazu haben Exhumierungsarbeiten am Massengrab Chemmani-Siththupaththi bislang über 100 menschliche Überreste, auch von Kindern, zutage gefördert. Das Massengrab von Chemmani geht auf das Verschwindenlassen und Ermorden Hunderter tamilischer Zivilist*innen durch das Militär Mitte der 1990er-Jahre zurück und steht heute als Symbol für die bis heute ungelöste Aufarbeitung von Kriegsverbrechen und die Forderung nach internationaler Rechenschaft. Die International Commission of Jurists betont, dass die Untersuchungen nach internationalen Standards durchgeführt werden müssten, unter Einbindung der Familien und internationaler Fachleute, um Glaubwürdigkeit und zukünftige strafrechtliche Aufarbeitung zu sichern. Angesichts systemischer Straflosigkeit und ineffektiver nationaler Institutionen wie dem Office on Missing Persons unterstreichen beide Organisationen die Dringlichkeit einer Mandatsverlängerung der internationalen Beobachtung durch das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte. Zudem wird Sri Lanka bei der 29. Sitzung des UN-Ausschuss gegen gewaltsames Verschwindenlassen (CED) Ende September 2025 in Genf offiziell auf diese Menschenrechtsverletzungen überprüft.