Das Verschwinden von vier jungen Männern in Ocotlán – ohne Strafverfolgung
La Jornada, Mexiko-Stadt – 22. Januar 2021 – Juan Carlos G. Partida, Korrespondent
(Übersetzung: Wolfgang Grenz)
Guadalajara, Das Verschwindenlassen ihrer vier Söhne am 19. Dezember 2019 in Ocotlán (Bundesstaat Jalisco), vermutlich durch Angehörige der örtlichen Gemeindepolizei, hat María Guadalupe Camarena dazu bewogen, das UN-Komitee gegen das Gewaltsame Verschwindenlassen von Personen anzurufen, welches seinerseits die mexikanische Regierung aufgefordert hat, Eilaktionen zum Auffinden der Verschwundenen einzuleiten.
Mit Hilfe des Rechtszentrums für Frieden und Entwicklung (Cepad) erhofft sich die Frau Unterstützung, dass die vermutlich in das Verbrechen verwickelten Polizisten von Ocotlán festgesetzt werden, nachdem ein Richter die von der Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates geforderte Verhaftung der Uniformierten abgelehnt hatte.
„Ich habe schon an viele Türen geklopft, habe meine Beschwerde in Ocotlán vorgetragen. Die wurde an die Staatsanwaltschaft für verschwundene Personen weiter geleitet, ohne Erfolg. Ich war in Mexiko-Stadt, um meine Beschwerde bei den Bundesbehörden vorzutragen, aber auch dort passierte nichts“, erklärte sie.
Die verschwundenen Brüder von Ocotlán sind: José de Jesús Martínez Camarena (40), der einen Kiosk für Hamburger unterhielt, Ernesto Padilla Camarena (38), der Kunsthandwerk vertrieb, Tonatiuh Ávalos Camarena (28, Zusteller) und Osvaldo Javier Ávalos Camarena (24, Sporttrainer. Darüber hinaus hat María Guadalupe Camarena im Jahr 2016 in Tlaquepaque ihre Tochter Lucero verloren. Die vier Brüder – so erzählte sie – waren mit einem Kleinbus unterwegs zu einer Cousine. Dann verlor sich ihre Spur.
Während einer virtuellen Pressekonferenz berichtete María Elizabeth Ávalos Camarena (auch eine Tochter von María Guadalupe Camarena) detalliert darüber, dass ihre Brüder in zwei letzten Anrufen davon sprachen, in eine Kontrolle der Polizei von Ocotlán geraten zu sein.
Nachdem sie in Ocotlán vorstellig geworden waren, um den Aufenthaltsort ihrer vier Brüder zu ermitteln, erhielt die Familie Drohungen. Obwohl die Verhaftung mehrerer Beamter beantragt worden war, lehnte ein Richter es ab diese auszuführen, wogegen die Familie 2020 Berufung einlegte. „Wir erwarten, dass der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates fast ein Jahr, nachdem wir in Berufung gegangen waren, seine Arbeit macht, aber wir wissen, dass es noch nicht einmal ein entsprechendes Aktenzeichen gibt, beklagte María Elizabeth.
Das Rechtszentrum Cepad hat sich des Falles angenommen und beim UN-Komitee gegen das Gewaltsame Verschwindenlassen von Personen einen Eilantrag eingereicht.
Die Cepad-Anwältin Lorena Almaraz García stellte ihrerseits klar, dass das UN-Komitee von der mexikanischen Regierung eine umfangreiche Strategie erwartet, mit einem Aktionsplan und Chronogramm für die Suche der Camarena-Brüder.
Quelle: SIDIDH, Centro Prodh,
Ciudad de México – enero 22, 2021
Foto: © Darwin Franco