Länderberichte
Eilaktion: Venezuela | Systematisches Verschwindenlassen stoppen
Amnesty International dokumentierte seit Juli 2024 mindestens 15 Fälle von gewaltsamen Verschwindenlassen von denen 11 Personen bis heute verschwunden sind, darunter auch ausländische Staatsangehörige. Die NGO legt in ihrem Bericht dar, dass die Regierung insbesondere politische Gegner*innen systematisch verschwinden lässt und stuft das Vorgehen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein.
Feature | Afrikanische Staaten und das gewaltsame Verschwindenlassen
Die Südafrikanische Zeitung Mail&Guardian veröffentlichte eine interessanten Überblick und zog Parallelen zum Thema des gewaltsamen Verschwindenlassens auf dem afrikanischen Kontinent. Genannt werden Beispiele u.a. aus Angola, Burkina Faso, Burundi, Guinea, Kenia, Mali, Niger, Simbabwe und Tansania.
Israel / Palästina | Palästinenser an den Lebensmittelverteilungszentren verschwunden
UN-Expert*innen, darunter mehrere Mitglieder der UN-Arbeitsgruppe gegen gewaltsames oder unfreiwilliges Verschwindenlassen (WGEID), verurteilen das Verschwindenlassen hungernder Palästinenser*innen an Lebensmittelverteilungsstellen in Gaza. Die NGO Defense for Children International – Palestine (DCIP) dokumentierte Fälle bei denen auch einige Kinder betroffen sind. Die NGO Mena Rights Group mit Sitz in Genf veröffentlichte auf ihrer Seite Informationen zu den Fällen einiger verschwundener Männer an den Lebensmittelausgabestellen, wie z.B. den Fall des 16-jährigen Abdulraouf Ayman Abdulhamid al-Hems und anderen.
Mexiko | Massengräber, Reformen und der Einsatz von Angehörigen für Gerechtigkeit
Nach dem der UN-Ausschuss gegen das gewaltsame Verschwindenlassen (CED) im April erstmals in der Geschichte Artikel 34 der UN-Konvention gegen das gewaltsame Verschwindenlassen gegenüber Mexiko aktivierte (wir berichteten) hat sich einiges getan.
Kolumbien | Ambivalente Übergangsjustiz und das Vermächtnis von Yanette Bautista
Die kolumbianische Sonderjustiz für den Frieden (JEP) hat Ende Mai 2025 entschieden, die Strafverfolgung gegen 34 Militärs einzustellen, die für außergerichtliche Hinrichtungen und gewaltsames Verschwindenlassen verantwortlich gemacht werden. Damit werden nicht nur Ermittlungen beendet, sondern auch Gerichtsakten gelöscht. Besonders umstritten ist die Entscheidung, da sie auch sechs Militärs betrifft, die am Fall von Fair Leonardo Porras Bernal beteiligt waren – einem von über 6.400 dokumentierten „falsos positivos“, bei denen Zivilist*innen ermordet und als gefallene Guerilla-Mitglieder ausgegeben wurden. Opferverbände, Anwaltskollektive und Menschenrechtsorganisationen kritisieren dies als eine „de facto Amnestie“ für schwere Menschenrechtsverbrechen.
USA | Praktiken des Verschwindenlassens im Kontext der US-Abschiebepolitik
Das Center for Human Rights der Universität von Washington dokumentiert in einem ausführlichen Bericht das Ausmaß des gewaltsame Verschwindenlassens im Rahmen der US-Abschiebepolitik im Bundesstaat Washington. Menschen werden ohne Zugang zu Anwälten, Familie oder Informationen über ihren Aufenthaltsort inhaftiert oder abgeschoben. Besonders gefährdet sind Personen mit Strafregistereinträgen, Tattoos oder bestimmter Nationalitäten.
Österreich | Verschwinden eines nach Syrien abgeschobenen Mannes
Österreich hat im Juli diesen Jahres das erste Mal seit 15 Jahren einen Mann nach Syrien abgeschoben, obwohl dessen Asylverfahren noch nicht endgültig abgeschlossen war. Er galt als IS-Sympathisant. Seit seiner Zwischenlandung in Istanbul fehlt von ihm jede Spur. Die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung, die den Mann in seinen Verfahren begleitete, geht davon aus, dass der 32-jährige nicht untergetaucht, sondern in Gewahrsam genommen wurde, wie der Standard berichtet. Der UN-Ausschuss gegen das gewaltsame Verschwindenlassen forderte Österreich auf, diplomatische Schritte zu unternehmen um seinen Aufenthaltsort, Haftbedingungen und eine humane Behandlung sicherzustellen.
Sri Lanka: | Exhumierungen und anhaltende Repression gegen Familien Verschwundener
Trotz wiederholter Reformversprechen setzt Sri Lanka laut Human Rights Watch (HRW) die Einschüchterung von Familien der Opfer gewaltsamen Verschwindenlassens fort, insbesondere in den tamilischen Nord- und Ostprovinzen. Wer nach Aufklärung sucht oder internationale Mechanismen einbezieht, wird mit Polizeikontrollen, Verhören und Druck auf Kinder konfrontiert. HRW kritisiert, dass dieses Vorgehen der Sicherheitskräfte mit Anti-terror-Gesetzen legitimiert würde. Dieses Vorgehen ist schon seit längerem bekannt (wir berichteten).
Uganda/Südafrika | Verschwundener Vorsitzender der Opposition wieder zu Hause
Der ugandisch-südafrikanische Rechtsanwalt und Vorsitzende der Oppositionspartei Ugandan Federal Alliance, Robert Lugya Kayingo, war am 17. Juli 2025 nach seiner Ankunft am Flughafen Entebbe willkürlich von Sicherheitskräften festgenommen und 27 Tage lang an einem unbekannten Ort festgehalten worden. Während dieser Zeit gaben die Behörden keinerlei Auskunft über seinen Verbleib – er galt als Opfer des Verschwindenlassens.
Mali | Verschwindenlassen aus politischen und ethnischen Motiven
Der Fall des seit Mai 2025 verschwundenen Journalisten El Bachir Thiam verdeutlicht die systematische Praxis des gewaltsamen Verschwindenlassens durch malische Sicherheitsorgane. Diese wurde zuletzt durch UN-Expert*innen, u.a. der Arbeitsgruppe gegen gewaltsames oder unfreiwilliges Verschwindenlassen, als Instrument zur Einschüchterung von Opposition, Zivilgesellschaft und Medien kritisiert. Parallel dokumentierte auch die NGO Human Rights Watch, dass die malischen Streitkräfte gemeinsam mit der russlandgestützten Wagner-Gruppe seit Januar 2025 mindestens 81 Fulani-Männer verschleppt und 12 Männer hingerichtet haben.